6. Dortmunder Wissenschaftskonferenz „Energiezukunft“

Datum: 14. Juni 2023, 12:00 – 19:00 Uhr
Veranstaltungsort: Dortmunder U / Brauturm

Die Dortmunder Wissenschaftskonferenz stand in diesem Jahr unter dem Motto „Energiezukunft“. Verschiedene Akteure der Dortmunder Wissenschafts- und Wirtschaftslandschaft sowie externe Expertinnen und Experten gestalteten das Programm gemeinsam. Alle beschäftigen sich mit der Frage: Wie müssen sich Regionen, Städte und Unternehmen heute aufstellen, um die große Herausforderung der Energiewende zu meistern? Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen über den Tag verteilt im Dortmunder U zusammen, darunter auch einige interessierte Bürgerinnen und Bürger.

Die interdisziplinären Beiträge beschäftigten sich unter anderem damit, wie Wissenschaft, Stadt und Wirtschaft gemeinsam Lösungen für eine klimaneutrale und zugleich sichere und wirtschaftliche Energieversorgung entwickeln können. Dabei gewährte das wissenschaftliche Kompetenzfeld „Energie“ im Masterplan Wissenschaft Einblicke in anwendungsnahe Forschungsprojekte. Rund 30 Referentinnen und Referenten sowie Podiumsgäste und Start-ups waren an der Konferenz beteiligt, die vom Hochschul- und Wissenschaftsbüro der Stadt Dortmund koordiniert wurde. Henrik Müller, Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus an der TU Dortmund, moderierte die Veranstaltung.

Energie, Mobilität und Digitalisierung

Einführende Impulsvorträge kamen von Prof. Dr.-Ing. Christian Rehtanz von der TU Dortmund und von Prof. Dr. Christoph Weber von der Universität Duisburg-Essen. Sie sprachen über Potentiale und Ziele der Energiewende, das Zusammenspiel von dezentralen und zentralen Energienetzen und die Besonderheiten des Energiemarkts unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte, wie Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Umweltschutz.
In drei thematischen Panels diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Stadt und Wirtschaft über die Energiezukunft in der Stadt und der Region, im Quartier und in Unternehmen. In Dortmund arbeitet man momentan gemeinschaftlich an einem Energienutzungsplan für die Stadt. Dr.-Ing. Ruben Schauer vom Umweltamt stellte den Prozess dieser komplexen Planung dar und skizzierte Inhalte, die hier erarbeitet werden. Der Wunsch nach der Energiewende ist unumstritten, die Hürden sind jedoch groß: Bürokratie, Umweltschutzgutachten, Materialknappheit und Fachkräftemangel sind einige dieser Hürden, die im Panel angesprochen wurden. Die Technologie sei meistens schon längst vorhanden, es fehlen aber die rechtlichen Rahmen, um diese auch in die Anwendung zu kriegen.

Ein ganzheitlicher Blick auf die Quartiersentwicklung

Auch in der Stadtentwicklung spielt das Thema Energie eine bedeutende Rolle. Großprojekte wie der Energiecampus und der CleanPort am Hafen wurden im Detail präsentiert. Der Energiecampus soll als Modellquartier fungieren, z.B. für energieeffiziente Gebäudetechnik.
Im Panel wird schnell klar, Reallabore und Kooperationen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Stadt und Gesellschaft sind enorm wichtig, um Innovationen auszuprobieren. Die besondere Herausforderung – die verschiedenen Interessen im Quartier unter einen Hut zu bekommen. Gute Beispiele bieten hierfür die Projekte 5GAIN und PuLS – Parken und Laden in der Stadt, die von Dr. Angela Carell von der adesso SE und Raphael John Santiago vom Smart City Teamder Stadt Dortmund vorgestellt wurden.

Nur durch einen ganzheitlichen Blick auf die Quartiere könne die Energiewende gelingen. Soziale und ökonomische Faktoren spielen dabei eine zentrale Rolle, daher gehe es im Kern auch um Kommunikation, Beteiligung und Akzeptanz. Prof. Torsten Füg und Prof. Yves Rosefort von der Fachhochschule Dortmund stellten anschaulich dar, wie die verschiedenen Disziplinen – von Elektrotechnik bis Design – zusammenarbeiten und die Studierenden praxisnah ausgebildet werden. Multiprofessionelle Teams seinen in der Quartiersentwicklung ein Schlüsselfaktor.

Chancen und Herausforderungen für Unternehmen

Die Herausforderungen der Wirtschaft wurden im Panel „Energiezukunft in Unternehmen“ erörtert, mit dabei waren Siegfried Moritz, KG Deutsche Gasrußwerke GmbH & Co, Dr. Carsten Leder, Thyssengas GmbH, Richard Schmidt, WILO SE, Dr. Bastian Rüther, EnPQM GmbH und Jonathan Bilo von der GreenPocket GmbH. Dirk Stürmer vom TechnologieZentrumDortmund zeigte auf, welche Infrastrukturen das Technologiezentrum bereithält und welche Maßnahmen geplant sind, um die Gebäude energieeffizienter aufzustellen, z.B. über das aktuelle PV-Dachflächenprogramm des TZDO. In der Diskussion ging um das die Themen Fernwärme, die Chancen und Risiken des Wasserstoffausbaus, Hemmnisse und Regulatorien sowie Energiemanagement und gute Rahmenbedingungen.

 

Start-Ups liefern innovative Lösungen für den Energiesektor

In einem Pitch präsentieren Start-ups und Jungunternehmen ihre innovativen Lösungen und Services für den Energiesektor. Sie sind Teil eines lebendigen Start-up Ökosystems in Dortmund, wie Andrea Schubert von der Wirtschaftsförderung feststellte. In fünf Minuten stellten sich die Unternehmen vor:

  • HyperSys überführt neueste Forschungsergebnisse der Energietechnik in die industrielle Praxis und integriert innovative Technologien in bestehende Anlagen
  • Logarithmo hilft Unternehmen mit individuellen Softwarelösungen und der Auswertung von Daten bei der Energiewende und der digitalen Transformation.
  • enerVance entwickelt Planungswerkzeuge, mit denen die größten Engpässe und Handlungsbedarfe im Übertragungs- und Verteilnetz identifiziert und analysiert werden können. So kann eine ganzheitliche Netzanalyse unter Beachtung der Planungs- und Betriebsgrundsätze ermöglicht werden.
  • RedoxOne, die sich erst im Mai 2023 in der MST Software Factory auf Phoenix West angesiedelt haben; das Unternehmen entwickelt skalierbare Energiespeicherlösungen, sogenannte Eisen-Chrom-Redox-Flow Batterien.

Podium – Wie schafft Dortmund die Energiewende?

In der Podiumsdiskussion ging es um die Energiezukunft Dortmunds. Moderator Henrik Müller zog dabei immer wieder aktuelle bundespolitische Diskussionen mit ein. Mit Blick auf das vom Rat der Stadt Dortmund angestrebte Ziel der Klimaneutralität bis 2035 sei es keine Frage des „ob“ und des „wanns“, sondern man müsse heute Strategien und Handlungskonzepte entwickeln und in die Umsetzung bringen, so Oberbürgermeister Thomas Westphal.

Detlef Raphael berichtete von der Zusammenarbeit verschiedener Akteure der Stadtgesellschaft im Klimabeirat der Stadt Dortmund. Dabei gingen die Meinungen oft auseinander, aber man könne in Dortmund immer offen und ehrlich miteinander sprechen. Rat, Verwaltung, kommunale Unternehmen und die Stadtgesellschaft müssten an einem Strang ziehen, um das selbst gesteckte Ziel der Klimaneutralität 2035 zu erreichen. Dazu zähle auch die Wärmewende; auf der Grundlage der in der Erarbeitung befindlichen Energienutzungsplanung sollte mit der Stadterneuerung eine Strategie für die energetische Quartiersanierung entwickelt und möglichst rasch umgesetzt werden.

Prof. Tamara Appel von der Fachhochschule Dortmund betonte, dass alle drei Ebenen – Verhaltensorientierung, Technik und Organisation – für eine gelungene Energiewende zu adressieren sein. Allein durch sparsames Verhalten habe man im Winter rund 20 % Energie an der Hochschule einsparen können. Peter Flosbach, Sprecher der Geschäftsführung bei DEW21, stellte heraus, dass eine erfolgreiche Energiewende in Dortmund großen strategischen Weitblick erfordere, höchste Kompetenzen in allen Bereichen, die Akzeptanz in der Bevölkerung, sehr viel Finanzkraft und vor allem schnelle Entscheidungen.

Auch wenn Technologieoffenheit an vielen Stellen betont wurde, war das Thema „Wasserstoff“ als eine Zukunftstechnologie immer wieder präsent. Dr. Christoph Noeres, Head of Green Hydrogen Thyssenkrupp nucera, stellte dar, inwieweit Dortmund schon heute als Teil der Wasserstoffallianz Westfalen ein idealer Standort für die Wasserstoff-Sparte des Unternehmens sei.

Wissenschaft, Stadt und Wirtschaft ziehen beim Thema Energiezukunft an einem Strang

Prof. Christian Rehtanz von der TU Dortmund ist Sprecher des Kompetenzfelds „Energie“ im Masterplan Wissenschaft und zog am Ende des Tages ein Resümee; er zeigte sich überaus zufrieden mit dem Verlauf der Konferenz, die es geschafft habe, Wissenschaft, Stadt und Wirtschaft zusammenzubringen.

Unterstützt wurde die Konferenz erneut von der Dortmund-Stiftung. Prof. Guido Quelle betonte in seinem Statement zu Beginn der Konferenz, dass Wachstum und Nachhaltigkeit keineswegs als Gegenteile zu verstehen seien, sondern Hand in Hand gehen. Die Stiftung fördert das Wissen und Können junger Menschen in Dortmund und setzt sich für die Zukunftsfähigkeit des Standorts Dortmund ein.

Links:

Programmbeteiligte:

  • adesso SE
  • DEW21GmbH
  • enerVance solutions GmbH
  • EnPQM GmbH
  • Dortmund-Stiftung
  • Fachhochschule (FH) Dortmund
    • Fachbereich Elektrotechnik
    • Fachbereich Maschinenbau
  • GreenPocket GmbH
  • Handwerkskammer zu Dortmund
  • HyperSys GmbH
  • Industrie- und Handelskammer zu Dortmund
  • KG Deutsche Gasrußwerke GmbH & Co
  • logarithmo GmbH & Co. KG
  • Smart City Dortmund
            • Stadt Dortmund
              • Chief Innovation & Information Office
              • Hochschul- und Wissenschaftsbüro
              • Klimabeirat
              • Umweltamt
              • Wirtschaftsförderung
            • Technische Universität (TU) Dortmund / diverse Fakultäten und Institute
              • Institut für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft (ie³)
              • Institut für Journalistik
              • Fachbereich Raumplanungs- und Umweltrecht (RUR)
            • TechnologieZentrumDortmund
            • Thyssengas GmbH
            • Thyssenkrupp nucera AG& Co. KGaA
            • Universität Duisburg-Essen
            • WID – Wissenschaft im Dialog, Berlin
            • Westnetz GmbH
            • WILO SE

            Kontakt: 

            Stadt Dortmund
            Geschäftsstelle Masterplan Wissenschaft
            wissenschaft@stadtdo.de

            Angela Märtin und Christina-Bella Pagés

            Bild: Dortmund-Agentur/Roland Gorecki