Demografischer Wandel
Als eines von zwei Forschungsfeldern wurde „Demografischer Wandel“ als neu zu entwickelndes wissenschaftliches Kompetenzfeld für den Masterplan Wissenschaft 2.0 identifiziert.
In Deutschland kommen heute weniger Kinder als früher zur Welt – bei steigender Lebenserwartung. Dadurch erhöht sich das Durchschnittsalter der Bevölkerung. Zudem wird die Gesellschaft in Folge von Wanderungsbewegungen vielfältiger. Der fortschreitende Strukturwandel, der mit diesem demografischen Wandel einhergeht, verändert die Gesellschaft spürbar (“weniger, älter, bunter”). Die gesellschaftliche Relevanz dieses Forschungsfelds zeigt sich in einer Vielzahl von Veränderungen an den Schnittstellen von Individuum, Familie, Arbeit und Sozialpolitik, beispielsweise in den Bereichen Altern in der Arbeitswelt, Rente, Pflege, aktives Altern, Vereinbarkeit, soziale Teilhabe und soziale Ungleichheit.
Gerade im Ruhrgebiet lassen sich aufgrund seiner besonderen Geschichte und Bevölkerungsstruktur Herausforderungen in diesem Zusammenhang wie im Brennglas beobachten. Vor diesem Hintergrund hat sich hier und insbesondere auch in Dortmund ein ausgeprägtes innovatives Forschungsfeld entwickelt, das von einer weiteren internen und externen Vernetzung im Masterplan Wissenschaft 2.0 nur profitieren kann.
Bild: Dortmund-Agentur/Stefanie Kleemann
Folgende Einrichtungen in Dortmund sind in diesem Feld aktiv:
Fachhochschule Dortmund
An der FH Dortmund werden im Profilschwerpunkt „Gesellschaftlicher Wandel – Soziale und ökonomische Innovation“ gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen im Zuge des demographischen Wandels in den Bereichen Gesundheit, Migration/soziale Integration/Interkulturalität untersucht. Ein spezieller Fokus liegt auf politischen Handlungsoptionen, fiskalischen Rahmenbedingungen und bürgerlicher Intervention.
Technische Universität Dortmund
An der TU Dortmund haben sich die Wissenschaftler*innen der Fakultät Sozialwissenschaften auf einen Forschungsschwerpunkt „Leben in alternden Gesellschaften“ verständigt. Untersucht werden die individuellen (Mikro), institutionellen (Meso) und gesellschaftlichen (Makro) Gestaltungsaufgaben, die mit dem demographischen Wandel und der zunehmend älter werdenden Gesellschaft einhergehen. Darüber hinaus werden am Lehrstuhl für „Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften“ sowie am Lehrgebiet „Soziale Gerontologie mit dem Schwerpunkt Lebenslaufforschung“ Forschungsprojekte zu gerontologisch relevanten Themen durchgeführt.
Institut für Gerontologie an der TU Dortmund
Mit dem Institut für Gerontologie an der TU Dortmund findet sich ein weiterer wichtiger Akteur vor Ort, der mit seiner anwendungsorientierten Forschung die Vielfalt der Lebenslagen älterer Menschen in den Blick nimmt und die Entwicklung von Handlungskonzepten in Politik und Praxis unterstützt. Zwischen dem Institut und der neuen Fakultät Sozialwissenschaften bestehen enge Kooperationsbeziehungen.
Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo)
Am IfADo werden Herausforderungen moderner Arbeit vor dem Hintergrund einer sich schnell wandelnden Arbeitswelt und einer alternden Beschäftigtenstruktur untersucht. Die Forschungsgruppe „Altern“ betreibt dazu zum einen Grundlagenforschung zu endogenen und umweltbezogenen Einflussfaktoren alternsbedingter kognitiver Veränderungen, zum andern praxisorientierte Forschung zum Erhalt und zur Verbesserung von geistigen Fähigkeiten, Wohlbefinden und Arbeitsfähigkeit im höheren Alter.
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Die Fachgruppe „Wandel der Arbeit“ der BAuA erforscht, entwickelt, bewertet und kommuniziert präventive Maßnahmen und Konzepte, um die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten über die gesamte Erwerbsbiografie zu erhalten. Neben dem lebenslangen Kompetenzmanagement steht hierbei der Erhalt der Arbeitsfähigkeit im Vordergrund.
Für den Aufbau und die Etablierung als wissenschaftliches Kompetenzfeld wurden folgende Themenfelder definiert:
- Digitalisierung (insbesondere in den Bereichen Arbeit, Assistenzsysteme und Pflege)
- Arbeit, Gesundheit und Rente
- Gemeinwesenarbeit und Generationenbeziehungen
- Versorgungssysteme
- Mobilität und Raum
Zielsetzung in den ersten Jahren des Masterplans Wissenschaft 2.0 ist der Aufbau des wissenschaftlichen Kompetenzfelds.
Die Vernetzung der Dortmunder Wissenschaftler*innen ist derzeit hauptsächlich über persönliche Kontakte gegeben. Gleichzeitig zeigt die Vielzahl der beteiligten Hochschul- und Wissenschaftseinrichtungen, dass eine breitgefächerte Kompetenz in Dortmund vertreten ist. Mit dem Aufbau des wissenschaftlichen Kompetenzfelds im Masterplan Wissenschaft 2.0 möchten die Mitwirkenden das wissenschaftliche Netzwerk vor Ort weiterentwickeln und verstetigen sowie dauerhafte Arbeitsbeziehungen etablieren. Mit den beteiligten Personen und Einrichtungen sind bereits die zentralen Akteur*innen vor Ort involviert. Über verschiedenen Forschungsprojekte gibt es bereits eine institutionsübergreifende Zusammenarbeit.
Vor dem Hintergrund des lokalen und regionalen Fokus zukünftiger Projekte mit Praxis- und Anwendungsbezug (Transfer von Forschungsergebnissen) spielt auch die Vernetzung mit Akteur*innen außerhalb der Wissenschaft eine bedeutende Rolle – diese ist u.a. im Rahmen verschiedener Beiräte (z.B. Bundesteilhabebericht und Deutsches Zentrum für Altersfragen) und Juries (Nordrhein-Westfalen – hier hat alt werden Zukunft, ConSozial-Wissenschaftspreis) gegeben und soll weiter ausgebaut und institutionalisiert werden.
Internationale Beziehungen bestehen u.a. über Mitgliedschaften in internationalen Forschungsgemeinschaften der Beteiligten. Darüber hinaus wurde in verschiedenen Themenbereichen mit internationalen Partner*innen:
- Pflegesysteme und Ungleichheiten in Pflege und Wohlbefinden in Europa (zusammen mit Niederlande, Großbritannien und Japan)
- Soziale Absicherung und individuelles Wohlergehen im Alter in Deutschland und Polen
- Einflüsse der Corona-Pandemie auf Generationenbeziehungen in Deutschland und Luxemburg
- Altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung (EU-Projekt sustAGE zu nachhaltigen Arbeitsumgebungen in Italien, Griechenland und Spanien)
- Verlängerung der Lebensarbeitszeit und soziale Ungleichheit (zusammen mit Schweden, Polen und Großbritannien)
- Digitale Kompetenzen älterer Menschen (mit Finnland, Italien, Japan und Österreich)
Um die internationale Sichtbarkeit zu steigern sind u.a. Folgeprojekte in den Bereichen Generationen, Gesundheit, Unterstützung und Pflege in Zeiten von Corona im internationalen Vergleich mit verschiedenen Partner*innen (Kanada, Spanien, Luxemburg, Italien, Norwegen, Polen, Großbritannien) geplant.
Beteiligte Organisationen
Prof. Dr. Martina Brandt
(TU Dortmund)
Bild: TU Dortmund
Dr. Elke Olbermann
(Institut für Gerontologie an der TU Dortmund)
Bild: FfG Dortmund
Prof. Dr. Monika Reichert
(TU Dortmund)
Bild: TU Dortmund
Prof. Dr. Christoph Strünck
(Institut für Gerontologie an der TU Dortmund / Uni Siegen)
Bild: privat